Kaserne in Waldgirmes
Eine Besonderheit stellen die beiden Gebäude 20 und 21 im Westen der Anlage dar. Es handelt sich bei diesen beiden Bauten warscheinlich um eine Mannschaftsbaracke mit abgesetztem Kopfbau südlich der Straße. Die Breite des Mannschaftsteils entspricht exakt den Doppelbaracken aus Oberaden, Dangstetten und Rödgen. Der Kopfbau wurde unverbrannt abgebrochen, während der Mannschaftsteil bis zum Brand der Anlage stehen blieb. Nach Abbruch des Kopfbaus blieb das Areal jedoch durch einen Zaun oder eine Palisade von den weiter im Süden gelegenen Teilen der Siedlung abgetrennt. Die frühe Form der Truppenunterkunft spricht für einen Bau ganz zu Beginn der Besiedlung von Waldgirmes, während das unterschiedliche Schicksal von Offiziers- und Mannschaftsteil sowie das weitgehende Fehlen von Gruben im Mannschaftsteil eine Nutzung des Baukomplexes als Truppenunterkunft während der gesamten Besiedlungsdauer unwahrscheinlich machen. Vermutlich gehört er in die Gründungsphase, in welcher Straßen und Umwehrung von Truppen angelegt wurden. Er wäre damit ein weiteres Indiz, dass das temporäre Lager im Osten der Siedlung in die Zeit nach 9 n. Chr. zu datieren ist.
"Die Legionen des Augustus", Junkelmann, S. 143:
>Es gab Wachen und ganze Besatzungen für bestimmte Objekte (custodiae und praesidiae) ...<
Also davon ausgehend, dass die Besatzung in Waldgirmes abgeordnete Legionstruppen waren, sollten es Truppen gewesen sein, die in der Zeit zwischen 5 vor und 9 nach Christus in der Nähe stationiert waren (daher am ehesten Mainz, Köln und Bonn).
Dafür kämen in Frage (Quelle: Die Legionen des Augustus, Junkelmann, S. 97-99)
>> Legio I Germanica:
Scheint ursprünglich den Beinamen Augusta getragen zu haben, der ihr aber aufgrund eines Fehlverhaltens in Spanien 19 v.Chr. aberkannt wurde. Spätestens im Triumvirat von Augustus gegründet. Anfänglich in Spanien stationiert, wohl bald nach 19 v.Chr. nach Gallien und dann an den Rhein verlegt. 9 n.Chr. vermutlich in Mainz, 14 n.Chr. in Köln, dann nach Bonn gebracht. 70/71 n.Chr. von Vespasian aufgelöst.
>> Legio II Augusta
Nach der Varusschlacht kurz in Mainz, eher unpassend
>> Legio XIII Gemina
Nach der Varusschlacht in Obergermanien, eher unpassend
>> Legio XIV Gemina (Martia Victrix)
Von Augustus aus zwei Legionen gebildet. Nach dem Bürgerkrieg in Illyrien stationiert, noch vor der Varusschlacht nach Germanien verlegt, 14 n.Chr. in Mainz. 43 in britannien eingesetzt, in domitianischer Zeit nach pannonien verlegt. Von hadrianischer Zeit bis ins 5. Jhr. in Carnutum. Embleme Steinbock und Adler.
>> Legio XVI Gallica
Nach der Varusschlacht, evtl schon früher, nach Germanien verlegt, zunächst nach Mainz. Eher unpassend.
>> Legion XVII - Varuslegion
Von Augustus während des Bürgerkrieges gegründet, anschließend wohl in Aquitanien stationiert. Spätestens 15 v.Chr. an den Rhein verlegt. 9 n.Chr. in der Varusschlacht untergegangen. Die Legionsnummer wurde nie wieder vergeben. Emblem unbekannt.
>> Legio XVIII - Varuslegion
siehe oben
>> Legio XIX - Varuslegion
Von Augustus während des Bürgerkrieges gegründet, anschließend in Gallien stationiert. 15 v.Chr. in der Armee des Tiberius am Alpenfeldzug beteiligt, im Lager Dangstetten nachgewiesen. Dann nach Niedergermanien verlegt. Weiteres Schicksal wie Legiones XVII und XVIII.
>> Legio XX (Valeria Victrix)
Nach Varusschlacht nach Germanien verlegt, zuerst Köln.
"Allerdings ist gerade für die Jahre vor 6 n.Chr. die Überlieferung sehr lückenhaft, un ddie Stationierung der meisten Legionen kann in diesem Zeitraum nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit angegeben werden."